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Autofahren in USA
Autofahren in USA ist so eine Sache. Was meinte der Mann beim ADAC: "sehr relaxed". Naja, nicht in jeder Hinsicht finde ich, aber im großen und ganzen schon.
Die Verkehrsschilder sehen teils etwas anders aus als unsere, aber sie sprechen auch für sich. Gewöhnungsbedürftig sind vielleicht die Kreuzungen: Ampeln hängen in der Mitte obendrüber oder stehen dahinter und nicht dort wo die Haltelinie ist. Wenn nicht explizit verboten, darf man an roten Ampeln immer rechts abbiegen (so verhalten als ob dort ein Stopschild stünde). Rechts vor Links gibt es nicht, wenn man keine ausgeschilderte Vorfahrt besitzt muss man anhalten und der, der zuerst an der Kreuzung war fährt als erster wieder an - in Amerika funktioniert das, bei uns würde jeder von sich behaupten, der Erste gewesen zu sein.
Was in USA besser klappt als in Germany, ist das Anfahren an den Ampeln. Ich hatte das Gefühl, hier kommen trotz ruhigeren Fahrens (oder vielleicht gerade deswegen) wesentlich mehr Fahrzeuge bei gleich langer Grünphase durch. Alle fahren gleichmäßig zügig los, niemand tritt voreilig aufs Gas und muss dann wieder abbremsen, niemand schläft und so entstehen keine langen Lücken in der anfahrenden Autoschlange wie man sie bei uns regelmäßig beobachtet.
In allen Bundesstaaten (außer Montana) gibt es Maximalgeschwindigkeiten für die Highways. Auch andere Geschwindigkeitsbeschränkungen werden gerne überwacht und man sollte sich besser daran halten. Die Amerikaner halten sich häufig nur dann wirklich daran, wenn sie einen Sheriff in der Nähe wähnen. Besonders die einheimischen Utaher fahren gerne wie sie wollen - schließlich brauchen sie nicht befürchten, vom Sherif zwangskonvertiert zu werden, da sie schon Mormonen sind. Genauso rasfreudig wie die Deutschen zuhause sind ebenfalls die Kalifornier und die Indianer. In Kalifornien ist uns übrigens eine extreme Vorliebe der Einheimischen für VW-Beatles aufgefallen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen werden erstaunlicherweise gerne vorher angekündigt mit dem Hinweis "Reduced speed ahead" - und da glaubt man, die Deutschen wären Weltmeister im Schilder aufstellen.
Auch "ahead" waren auf unserer Fahrt viele "road works". Durch jede Menge Baustellen durften wir schleichen. Witzig vielleicht zu erwähnen, dass hier keine Ampeln verwendet werden, wenn die Baustelle die Straße auf eine Fahrspur einengt. Am Anfang und Ende der Baustelle steht jeweils ein Mensch mit einem Schild in der Hand. Entweder steht darauf "slow" oder "stop", je nachdem, was er mit dem anderen Mensch am anderen Ende der Baustelle gerade abgesprochen hat. Die Menschen mit den Schildern sind komischerweise meistens Frauen gewesen: Lange Haare, wettergegerbtes Gesicht und in voller Bauarbeitermontur. Wenn es keine Frau war, dann ein Mann mit zumindest auch langen Haaren.
Sehr angenehm, besonders im Gebirge ist das hier übliche "Überholen lassen" oder "Unterholen" wie wir es auch getauft haben. Zum einen gibt es reichlich "Turnouts", "Pullouts" und "Passing lanes", aber auch wenn die gerade nicht verfügbar sind und das hintere Fahrzeug merklich schneller fahren will als das vordere, dann fährt der Vordermann zur Seite und lässt den Schnelleren vorbei.
Der Führerschein: Das war erstaunlich. Besonders da die Erfahrung anderer USA-Reisender gezeigt hat, dass man manchmal einen internationalen Führerschein braucht, um den Mietwagen zu bekommen, oder die Sheriffs damit eher klar kommen, haben wir uns beide einen besorgt. Niemand konnte uns glaubhaft genug versichern, dass er überflüssig sei, und sicher ist sicherer, als wenn wir dann dastehen und keinen Wagen oder andere Probleme haben. Nunja, einem Sheriff sind wir nicht begegnet und den Wagen bekamen wir gegen Vorlage des europäischen Plastikkärtchens. Was aber viel besser war: Dieses Plastikkärtchen, der europäische Führerschein, wurde überall als Photo-ID anerkannt. Vom Anmelden im Motel bis zum Bestellen in der Bar kamen wir damit völlig unproblematisch durch, im Gegensatz zum Reisepass den man jedesmal erst erklären muss.
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